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Das denkmalgeschützte Alte Pulheimer Rathaus, ein markantes Gebäude am Marktplatz Pulheim, Venloer Straße 112, wurde am 11.11.2010 nach einer Umbauphase als Haus der Vereine eingeweiht.

Das Haus wurde 1924/25 für die Gemeindeverwaltung des Ortes Pulheim erbaut. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Ziegelbau mit Treppengiebel als Front zum Marktplatz. Auf der Südseite befindet sich ein Rundturm, der im Erdgeschoss mit spitzbögigen Öffnungen als Zugang zum Haupteingang dient. Seit dem Jahre 1985 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Im Gebäude waren in den Jahren bis zum Krieg auch Wohnungen unter- gebracht, u. a. die des amtierenden Bürgermeisters. Viele Bürgermeister, Gemeindedirektoren und ein Stadtdirektor residierten dort, die Verwaltung an sich war zunächst komplett und in späteren Jahren, bedingt durch das enorme Wachstum der Gemeinde Pulheim, nur noch teilweise in dem Gebäude tätig. Im 1. Obergeschoss befand sich das Standesamt und daher ist so mancher Pulheimer mit diesem Gebäude und den Erinnerungen an persönliche Ereignisse besonders verbunden.

Nach dem Bezug des neuen Pulheimer Rathauses im Jahre 1983 in der Alten-Kölner-Straße zog die Stadtbücherei in das Gebäude ein, da dafür jedoch der Platzbedarf im Laufe der Jahre immer größer wurde, wurde das Medien-Zentrum an den Dr. Köster-Saal angegliedert und das Alte Rathaus stand ab dem Jahr 2006 leer.

Viele Überlegungen wurden im Hinblick auf die weitere Nutzung angestellt, doch die Verhandlungen mit den vorgesehenen Interessenten führten seitens der Stadtverwaltung Pulheim nicht zum gewünschten Erfolg.

Somit wiederholte Norbert Rohde, Präsident der Karnevalsgesellschaft Ahl Häre, seinen bereits im Jahre 1983 gestellten Antrag auf Nutzung durch die Pulheimer Vereine. Damals lehnte der amtierende Bürger-meister Willi Mevis dies ab und übergab die Angelegenheit an die IG Pulheimer Vereine, die dies in all den Jahren nicht weiter verfolgte.

2007 legte Herr Rohde jedoch gleich ein Nutzungskonzept vor und kümmerte sich auch um die Ausarbeitung von Finanzierungsplänen. Der Bürgermeister Dr. K. A. Morisse konnte sich mit der Nutzung anfreunden, sah jedoch in der Finanzierung noch große Schwierigkeiten. Der Stadtrat stimmte dem Plan einstimmig zu und man versuchte die noch gewaltigen Probleme gemeinsam zu lösen.

So führten ausgiebige Diskussionen und auch Klinkenputzen bei vielen Behörden und Institutionen zum erhofften Erfolg. Mit Unterstützung des amtierenden Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers gewährte die Bezirksregierung einen nicht unerheblichen Zuschuss, der Landschaftsverband Rheinland unterstützte die Umbaumaßnahme ebenso und die restliche Finanzierungslücke schloss der Stadtrat mit einer einstimmigen Entscheidung zu der vorgelegten Finanzierung.

Für den Innenausbau übernahm der Mieter, die KG Ahl Häre, die Finanzierung der 380.000 €. Dazu gründete man u. a. den Förderverein Altes Pulheimer Rathaus, dem viele Pulheimer aus den zuvor beschriebenen Gründen beitraten, um dieses historische Gebäude am Marktplatz zu erhalten und mit Leben zu füllen. Einen Betrag von 11.000 € erbrachte die Aktion „ich kaufe meinen Stuhl“. Die Stühle wurden entsprechend beschriftet und somit kann sich jetzt jeder Spender im Gebäude wiederfinden.

Unter Mitwirkung der NRW-Stiftung mit einer Unterstützung in Höhe von 98.000 €, der Marga und Walter Boll-Stiftung mit einem Betrag von 38.000 € wurde der finanzielle Innenausbaugrundstein gelegt. Über die gegründete Betreibergesellschaft finanzierte man über Brauerei-Darlehen die Restsumme und konnte frohen Mutes ans Werk gehen. Nicht unerwähnt bleiben darf auch, dass die aktiven Mitglieder der KG Ahl Häre, 65 an der Zahl, durch erhebliche Eigenleistungen sowohl beim Entkernen des Gebäudes wie auch bei Putz- und Malerarbeiten und der laufenden Baureinigung und im besonderen beim Restaurieren der alten Holztreppe erheblich zur Kostenreduzierung beitrugen.

Nach zwei Jahren Planung und einem Jahr Umbauzeit konnte der neue Bürgermeister Frank Keppeler im November 2010 bei Anwesenheit eines Großteils der Ratsvertreter, der Stadtverwaltung, der leitenden Architekten und Handwerker das Gebäude als Haus der Vereine einweihen. Der Bürgermeister stellte auch die Art des Nutzungs- und Finanzierungskonzeptes als zukunftweisend dar. Denn hier wird durch kommerzielle Führung des Hauses den Vereinen eine Bleibe für die Zukunft gesichert. Pastor Hubert Ludwikowski erteilte dem Haus den Segen und wünschte allzeit zufriedene und glückliche Nutzer.

Im Mietvertrag zwischen Stadt Pulheim und KG Ahl Häre ist festgelegt, dass den Vereinen eine kostenlose Nutzung garantiert wird, wobei die Räume im Zeitmanagement vergeben werden. Die KG Ahl Häre hat im 2. OG eine feste Geschäftsstelle angemietet und eingerichtet. Ansonsten kann man sagen, dass sich alle nach einer Eingewöhnungsphase an den konzipierten Ablauf gewöhnt haben und die Frequentierung den Erwartungen entspricht.

Dies wird allein durch die Nutzung der 21 Vereine dokumentiert. In der Mehrheit handelt es sich um Vorstands- und Vereinsversammlungen, aber auch um Proben von Kinder-, Jugend- und Erwachsenenabteilungen. Die restlichen Zeiten, besonders im 1. OG mit dem auch in kleinere Einheiten teilbaren Proben- und Versammlungsraum, stehen der Allgemeinheit für private Feste und Feiern zur Verfügung.

Der Förderverein bietet auch eigene Veranstaltungen an, die sich mehrheitlich der Brauchtumspflege und insbesondere dem Erhalt der Mundart widmen. So werden die Vorträge von Matthias Bonnesen z. B. mit den Titeln „Zinter Kloos“ und „Weihnacht öp Kölsch“ angeboten. Die Stuhlspender wurden zur Stuhlparty eingeladen und Ihnen wurde von Ingrid und Matthias Bonnesen eine Modenschau „vom Feigenblatt zum Korsett“ präsentiert. So manche Erklärung, besonders die Ausstattung der Marktfrauen im 19. und teilweise 20. Jahrhundert führten zum Schmunzeln und auch zu Lachsalven aufgrund der gut geschilderten Vorgänge und Annektoden.

Das Haus wird insgesamt auch weiter von den Betreibern entwickelt. So kam im Frühjahr die Ausstattung der Aussengastronomie dazu, die aufgrund der frühlingshaften Temperaturen, die teilweise schon als sommerlich zu bezeichnen waren, entsprechend frequentiert wurde und die erwartete Belebung des Marktplatzes auch außerhalb der Geschäftszeiten brachte.

Ein Konzept für die Außenbeleuchtung bzw. das Anstrahlen des denkmalgeschützten Hauses wurde in Zusammenarbeit mit der Rheinenergie, der Immobilienverwaltung der Stadt und der Denkmalbehörde entwickelt und umgesetzt, sodass durch die tägliche Anstrahlung des Hauses die Bedeutung dokumentiert wird.

Norbert Rohde
Präsident KG Ahl Häre

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