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Kurzgeschichte Entwicklung Pulheimer Karneval

90 Jahre eines Vereinslebens auf wenige Seiten zu komprimieren ist ein schwieriges Unterfangen. Das Organisatorische und die Hauptpunkte im Leben der KG Ahl Häre finden im Folgenden ihren Niederschlag, aber dabei tritt die andere Seite, die vielen Details vor und hinter den Kulissen, manche nette Anekdote und Besonderheiten im Fasteleer mit Einzelpersonen, Erlebnisse rund um das eine oder andere Dreigestirn und vieles mehr, in den Hintergrund. Ob es Karneval im jetzigen Sinne vor dem Jahr 1927 in Pulheim gegeben hat, darüber ist nichts im Detail festgehalten. Nachfolgend nehmen wir Passagen aus einem Artikel unserer Ahl-Häre-Chronik im Jahre 2002, den Matthias Bonnesen verfasst hat. Darin wird unter anderem auf die römischen Frühlingsfeste sowie keltischen und germanischen Bräuche des Winteraustreibens als Ursprünge für das muntere Treiben hingewiesen. So gab es in Pulheim noch bis vor dem ersten Weltkrieg den Brauch, dass die Kinder zu Weiberfastnacht „spesse“ gingen, d. h. sie bettelten mit einem Holzspieß um Wecken und Wurstecken, ein Brauch, der bald in abgewandelter Form auf den Martinsabend übertragen wurde.

Ein besonderes Element des bunten Treibens war und ist immer Lärm und Feuer. Darin zeigt sich, dass Fastelovend seine Wurzeln im Winteraustreiben hat. Kirche und Karneval hängen ja auch untrennbar zusammen. Dies hat den Ursprung in der sog. „Pfaffenfastnacht“. Sie fand in den Klöstern und Konventen sowohl in der Stadt Köln als auch in der Landkölner Umgebung statt. In ihnen wurde der Beginn der Fastenzeit mit Festessen, Foppereien und Maskeraden gefeiert. Diese Feiern gingen bis in die Spitzen der Kirchenhierarchie, und die Mägde und Knechte verbreiteten diesen Brauch in den klostereigenen oder -abhängigen Höfen.

All dies wurde 1794 durch den Einmarsch französischer Truppen abrupt beendet und dem schlossen sich auch später die Preußen an. Beide sahen in diesem Treiben eine Gefahr für ihre Ordnung und verboten alles, was ihre Macht schmälern und lächerlich machen konnte. Karneval wurde als obrigkeitsverachtend angesehen und war daher suspekt. Erst kurz vor der Jahrhundertwende wurden im Rhein-Erft-Gebiet drei Karnevalsgesellschaften in Bedburg (1886), Elsdorf (1893) und (1896) Wesseling gegründet. Der 1. Weltkrieg führte zum totalen Stillstand des fröhlichen Treibens, und erst nach der Inflationszeit hob die englische Besatzung 1924 das Verbot zur Durchführung von Karnevalsveranstaltungen auf. 1927 wurden auch wieder Umzüge erlaubt. Der aufgestaute Vergnügungshunger und die Konjunkturbelebung machten sich dabei positiv bemerkbar. So kam es, dass im Januar des Jahres 1927 elf Herren aus Pulheim sich zu einer Sitzung der Karnevalsgesellschaft Kuvent e.V. (heute nicht mehr existent) aufmachten. Sie legten bei der guten Stimmung Geld zusammen und kauften einen Silberorden, der bis heute, befestigt auf einer Goldplatte, vom amtierenden Präsidenten getragen wird. In bierseliger Laune ging es zurück nach Pulheim. Um das Erlebte zu verarbeiten in ihre urige Stammkneipe, das Treppchen bei „d`r Mamm Trappen Traud“, die als Wirtin Getrud Henseler geb. Textoris mit ihrem Mann Johann Henseler und dem Bruder Jakob Textoris die Gaststätte betrieb. Das Treppchen war nach heutigen Maßstäben eine In-Kneipe mit Kegelbahn, Treffpunkt für Jung und Alt, Bauern und Handwerker, auch den Pastor, den Bürgermeister und Ärzte, für damalige Zeiten ausschlaggebende Persönlichkeiten, an der Ecke Venloer-Str./Bachstraße gelegen.

Zu vorgerückter Stunde kamen die 11 Herren zu der Überzeugung „wat die Kölsche künne, künne mer och“ und somit gründeten Josef Beyer, Jean Breidenbach, Peter Evertz, Johann Faßbender, Engelbert Gütten, Heinrich Herchenbach, Wilhelm Herchenbach, Hubert Koch, Mathias Nöthen, Jakob Pesch und Jakob Textoris die „Große Pulheimer Karnevalsgesellschaft Ahl Häre“. Der Name resultiert sicherlich aus dem fortgeschrittenen Alter der versammelten Gründer. Bereits im selben Jahr organisierte man einen Karnevalszug, bestehend aus einigen Schlagkarren (einachsige Holzkarren mit eisenbereiften Holzrädern, eigentlich für den Transport von Zuckerüben), die von Kaltblütern gezogen und mit bunten Bändern ge-schmückt wurden, ergänzt von einigen Zugteilnehmern mit Bollerwagen. 1928 gab es bereits einen Prinzen, Hugo Schneider, und ab den Folgejahren repräsentierten Dreigestirne den Pullemer Fasteleer.

Bisher lenkten die Geschicke der Gesellschaft acht Präsidenten:

  • 1927 – 1928 Peter Evertz
  • 1928 – 1935 Wilhelm Herchenbach
  • 1935 – 1936 Hyazinth Thomas
  • 1936 – 1937 Engelbert Gütten
  • 1937 – 1965 Willi Haentjes (Stillstand wg. 2. Weltkrieg 1939 – 1946)
  • 1965 – 1972 Hermann Rohde
  • 1972 – 1986 Kaspar Adolph
  • 1986 – heute Norbert Rohde

Da die weitere vielschichtige Geschichte der Ahl Häre ein ganzes Buch umfassen würde, beschränken wir uns auf einige Details aus den 90 Jahren. Die Gesellschaft hatte sich in Pulheim schnell etabliert und konnte auf eine stattliche, sehr aktive Mitgliederzahl bauen. Um die Zeitgeschichte zu verdeutlichen, sei erwähnt, dass man von der Stadtmitte Köln bis nach Pulheim eine Fahrzeit von 3 Stunden benötigte. Durch Erlass der Preußen wurde im Jahr 1927 die Schreibweise von Pulheim in Pulheim geändert. Der Ort hatte ungefähr 2.300 Einwohner, die hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Arbeit im Eisenbahnausbesserungswerk in Nippes lebten, wohin täglich der sog. Pendel verkehrte. Der Präsident Willi Haentjes sprach 1947 Hermann Rohde an, der in Pulheim als „Pastur singe Jong“ bezeichnet wurde. Er war geborener Essener, also ein Immi, und wohnte während seiner Studienzeit an der Uni Köln bei seinem Onkel, dem Pastor Josef Rohde. Er war musikalisch begabt und hatte in Pulheim eine eigene Tanzkapelle. Da er für die KG ein Lied schreiben sollte, inspirierte ihn das Klacken der Schweißstellen der Eisenbahnschienen auf einer Bahnfahrt nach Hamburg zu einem ¾ Walzertakt und so schrieb er die bis heute intonierte Vereinshymne:

Wollt Ihr ens richtig Fastelovend fiere, dann kutt noh Pullem bei dä Ahlen Här

Darin ist die Gründung der KG festgehalten, und bereits beim ersten Vortrag wurde das Lied mit Begeisterung aufgenommen und gehört bis heute traditionell zum Abschluss der Karnevalssitzungen der Ahl Häre. Dieses Ereignis führte dazu, dass Hermann Rohde bis zu seinem Tod 1977 insgesamt 35 auf Pulheim bezogene Karnevalslieder geschrieben hat, die jeweils ein Ereignis ihres Entstehungsjahres beinhalteten. Alle Tanzmärsche sowohl für das Tanzkorps/Stadtgarde sowie für die Pullemännche/Kadetten der KG stammen aus seiner Feder. Bemerkenswert war auch das Aufnahmeritual, welches teilweise noch bis in die 60er/70er Jahre praktiziert wurde. Es war der sog. Bauchnabel-Test. Der Kandidat, es wurden ja nur Männer aufgenommen, wurde auf einen Tisch gelegt, ein Korn wurde in den Bauchnabel gegossen, umgerührt, und wenn sich keine Verunreinigungen zeigten, wurde derjenige als Mitglied aufgenommen. Die KG Ahl Häre verfolgte schon seit ihrer Gründung das Ziel als geschlossene Gemein-schaft aufzutreten und die aktive Mitarbeit der Mitglieder für die Ziele des Vereins zu nutzen. Daher war man auf die vielen Talente stolz, denn eine Vielzahl von ihnen wusste in unter-schiedlichen Typenrollen als Büttenredner zu glänzen. Bis zu 15 Redner mussten sich für die eigenen Programme beim Literatengremium bewerben. Dabei persiflierten die meisten das Pulheimer Ortsgeschehen und den Dorfklatsch, denn damals kannte noch jeder jeden und wusste Bescheid über viele Details in den einzelnen Familien und Firmen. Beispielhaft sind nachfolgend einige Redner aufgeführt, mancher kennt sie vielleicht noch oder deren Familien: Anton Kommer, Ferdi Auweiler, Johann Stauff, Kurt Lößl, Peter Lauff, Christian Schnorrenberg, Willi Struzina, Caecilia Haentjes, Sibylle Wilden, Gerd Reintgen, Engelbert Gütten. Da auch ausreichend Einzelsänger, Duette, Terzette wie z.B. Ferdi Auweiler/Kaspar Adolph, Willi Struzina/Hans Gerd Haentjes, Ferdi Auweiler/Josef Thomas (Moppe Lang), Norbert Rohde und Orgels Pitter (Peter Breuer) zur Verfügung standen, mussten die Sitzungs-programme den Vergleich zu Köln nicht scheuen. Besonders herausragend waren die „Frohen Sänger“ mit ihrem Frontsänger Willi Struzina, die sich in den 60er und 70er Jahren auch auf den Kölner Bühnen und weit darüber hinaus einen Namen gemacht hatten. Weiberfastnacht und Karnevalssamstag waren früher ebenso Höhepunkte in der närrischen Zeit wie der Pullemer Veilchendienstagszug. Wieverfastelovend hat sich im Laufe der Jahre komplett gewandelt. Bis in die 80er Jahre gab es den sogenannten Möhneball. Die weibliche Bevölkerung maskierte sich bis zur Unkenntlichkeit, nicht nur durch Masken, sondern auch die Figur wurde mit allen möglichen Utensilien verändert. Die Männer waren beim Ball darauf erpicht herauszufinden, mit wem man denn da tanzte und wen man evtl. zur Bar einladen konnte, denn die Masken fielen erst um Mitternacht, und meistens waren die Damen dann verschwunden. Hier lasse ich eine eigene Episode einfließen. Wir gingen mit einigen Jungs am Nachmittag in einen Schweinestall und sammelten die dicksten Spinnen in Streichholzdöschen. Wenn wir nicht herausfanden, wen wir im Arm hielten, öffneten wir an der Theke ein Streichholzdöschen und der Schrei verriet uns dann, welche Schönheit hinter der Maskerade steckte. Heute wird dieser Brauch leider nicht mehr gepflegt, weil die Damen alle schön sein wollen und sich entsprechend für die jetzt veranstaltete Disco zu Weiberfastnacht herausputzen. Die große Zahl der aktiven Mitglieder wurde von Anfang an in Spezialgruppen eingeteilt bzw. sie übernahmen dauerhaft Aufgaben, und so etablierten sich die nachfolgend beschriebenen 9 Gruppen und Arbeitskreise der KG.

Tanzkorps, gegr. 1950/Übergang in Stadtgarde seit 1981

Da man auch die Jugend an die Ahl Häre binden wollte, entschloss man sich ein Tanzkorps unter der Leitung von Kurt Lößl zu gründen. Hermann Rohde schrieb die Noten für einen Tanzmarsch und den Mariechentanz und eine Choreographie wurde entwickelt. Da man es den Kölnern nicht nachmachen wollte, spielte die Pritsche dabei eine herausstechende Rol-le. Die Pritsche war früher das Zeichen des Karnevalisten, des Jeck, und bestand aus starker Pappe, die in Falten gelegt war und beim Schlag auf die Hand einen Knall verursachte. Dieses Alleinstellungsmerkmal nutzte man bis in die 70er Jahre. Viele Mariechen und Tanzoffiziere gehörten der Gruppe im Laufe der vielen Jahre an und man vertrat die Farben grün / gelb in Köln und dem Umland. Um die Showeffekte zu erhöhen, wandelte man diese Truppe im Jahre 1981 in die Stadtgarde um. Vorbild für die Uniform wären die französischen Jäger aus napoleonischer Zeit. Fortan tritt man mit einer Gardekapelle und Traditionskorps an und der Entwicklung bei den Korps ist die Eingliederung der „Jungen Garde“ geschuldet, die das Publikum mit akrobatisch geprägten Tänzen zu begeistern weiß.

Veedelszog, gegr. 1956

Durch die Gründung einer weiteren Gruppe unter der Leitung von Kaspar Adolph erweiterte sich das Bühnenspecktrum der KG. Sie persiflierte Ereignisse des abgelaufenen Jahres oder nahm andere Vereine auf humorvolle Art und Weise auf die Schippe. Heute wird bei den Veranstaltungen auf der Bühne eine moderne Bühnenshow auf der Basis aktueller Musik durch Imitation bekannter Interpreten geboten. Insgesamt haben sie sich aber mehr dem traditionellen Karneval verschworen, was sie das ganze Jahr über ausleben. Am Karnevalssonntag veranstalten sie mit viel Krach und Gesang einen kleinen Umzug durch Pulheim, besuchen viele Familien und werden mit alkoholischen Getränken und Essen belohnt. Seit 1971 hält der Veedelszog unter dem Einfluss von Matthias Bonnesen die Tradition des Zacheies-Spill zur Kirmes aufrecht. Der Zacheies wird mit einem Fackelzug am Bahnhof abgeholt, auf dem Marktplatz -Kirmesplatz zum Wächter des Geschehens ernannt und am Alten Rathaus in luftiger Höh aufgehangen. Am Kirmesmontag erfolgt dann eine Gerichtsverhandlung, und er wird für seine Verfehlungen verbannt, meistens nach Stommeln, früher wurde er verbrannt.

Einschnitt und Wandel des Pullemer Fasteleer

1972 kam es dann zur großen Veränderung des Pullemer Fasteleer. Wie bei Karnevalsgesellschaften in Köln vielfach der Fall, kam es auch bei der Ahl Häre zu einer Trennung. Fehlverhalten der Führung des in den 60er Jahren gegründeten Musik- und Fanfarenkorps führte zur Trennung. Diese Entscheidung fiel den Mitgliedern recht schwer, waren die Aktiven dieses Korps doch größtenteils die eigenen Kinder. Aus dieser Gruppierung entwickelte sich eine neue Karnevalsgesellschaft, und da diese keinen Rückhalt in der Bevölkerung hatte und aus eigenen Kräften keine Programme zusammenstellen konnte, wurden deren Veranstaltungen mit Kölner Kräften gestaltet. Hinzu kam der große Bevölkerungszuwachs in Pulheim durch die Ford-Siedlungen, sodass der dörfliche Charakter verloren ging. Es kannte nicht mehr jeder jeden und das Lokalkolorit spielte immer mehr eine untergeordnete Rolle. Dies bedingte auch bei der Ahl Häre eine enorme Umstellung, denn der Karneval wurde kommerzieller, und so wurde vom Präsidenten Kaspar Adolph und seinen Mitstreitern die Gesellschaft Ahl Häre komplett neu organisiert.

Senat, gegr. 1972

Diese Gruppierung war dringend notwendig, um der Gesellschaft den dringend benötigten finanziellen Grundstock sicherzustellen. Neben den erheblich höheren Beiträgen sorgten die Senatoren mit dem zusätzlichen Senatsball, für den Größen des Showgeschäfts der 70er und 80er Jahre wie Bata Ilic, Peter Rubin uvm. verpflichtet wurden, für entsprechende Re-sonanz in Pulheim. Natürlich ist diese Gruppe zeit ihres Bestehens ein fester Bestandteil des Veilchendienstagszuges, stellt den Elferrat und übernimmt als besondere Aufgabe die Betreuung der KG-eigenen Pullemer Dreigestirne und die Gestellung der Prinzenführer.

Ehrenrat, gegr. 1972, Übergang in Großen Rat 1985

Um eine führende große Gesellschaft entsprechend im gesellschaftlichen Leben der Stadt Pulheim zu festigen, wurde der Ehrenrat eingesetzt, bestehend aus Bürgermeister, Vertretern von Rat und Verwaltung sowie anderen führenden Vereinen. Seitdem war diese Gruppierung auch für die Organisation und Abwicklung der Seniorensitzung zuständig und kam dieser Aufgabe mit viel Überzeugung nach. Da diese Sitzung trotz des demographischen Wandels von der Bevölkerung keinen Zuspruch mehr erhielt, denn man fühlt sich doch nicht alt und geht auch mit über 90 zu einer „normalen“ Veranstaltung, ist für diese Art des Feierns leider kein Bedarf mehr vorhanden. 1985 erfolgte eine Namensveränderung in den Großen Rat, und die Aufgabenstellung hat sich auch geändert. Man ist jetzt besonders für die finanzielle Absicherung der Jugendarbeit und die tänzerische Ausbildung und Unterstützung junger Erwachsener in den eigenen Reihen zuständig.

Jecke Müüs, gegr. 1997

Der Wandel der Zeit bestimmt oft das Handeln von Präsidien. Bis zu dieser Zeit galt in der Ahl Häre die Maxime, dass dies eine Männer-Gesellschaft wäre. Zugegebener Maßen haben uns die Damen oft bei Deko-Arbeiten und auch Betreuung von Senioren unterstützt. Da sie keine Mitglieder waren, erfolgte dies auf freiwilliger Basis. Der Präsident Norbert Rohde wurde schon seit Jahren bedrängt, blieb aber lange bei der eben erwähnten Meinung. Der allgemeine gesellschaftliche Druck nahm jedoch zu, und so beschloss die Mitgliederversammlung im Frühjahr 1997 die Aufnahme von Damen in die KG. Dafür wurde dann eine eigene Abteilung gegründet, ab da müssen sie Beitrag bezahlen, müssen sie mitarbeiten und dürfen den Elferrat bei der Damensitzung stellen. Seit 2017 stellen sie auch eine Gruppe im Zoch.

Jugendabteilung, gegr. 1967

Bereits seit 1959 veranstalteten Caecilia Haentjes und Norbert Rohde Kindersitzungen im alten Hubertushof mit Unterstützung der Volksschule Bachstraße. Großen Anteil an der Programmgestaltung hatte auch das Ehepaar Ingrid und Matthias Bonnesen. Man studierte mit Kindern Reden ein und probte Sketsche aus dem kölschen Milljöh. Auch eine Mädchentanzgruppe „Randkanalnixen“ wurde von Norbert Rohde trainiert. 1967 wollte man es aber dem Großen Tanzkorps der KG gleichtun, und es kam mit der Unterstützung vieler Eltern zum ersten Kindertanzkorps im Landkreis Köln. Zur Betreuung und Organisation wurde der Arbeitskreis Jugend in Leben gerufen. Von 1973 bis 2017 wurden aus diesem Kreis 28 Kinderprinzessinnen, Kinderprinzen oder Kinderdreigestirne gestellt und rundum betreut. Mittlerweile gibt es bei dem heutigen Kadettenkorps 4 Abteilungen mit insgesamt rund 85 Kindern im Alter von 3 – 16 Jahren. Eine Mammutaufgabe für die Betreuer und Trainer, die die Instandhaltung und Neubeschaffung von Uniformen, die Trainingsräume, Ausflüge und geselligen Zusammenkünfte zu verantworten und zu organisieren haben. Trotzdem haben die Eltern noch Zeit und sich in der Sambatruppe K4 zusammengefunden, um gemeinsam zu musizieren.

Nicht vergessen möchten wir zwei weitere Arbeitskreise, deren intensive Arbeit zur Vorbe-reitung und Durchführung einer Session notwendig sind.

Arbeitskreis Zoch

Anfangs wurde erwähnt, dass bereits im Jahr der Gründung der erste, den damaligen Verhältnissen angepasste Veilchendienstags-Zoch stattfand. Warum dieser Tag, bleibt genauso ein Rätsel wie die Vereinsfarben Grün/Gelb. In den Jahren 1927 bis in die 1980er Jahre stellten die ortsansässigen Landwirte immer ihre Scheunen und auch Anhänger für den karnevalistischen Wagenbau zur Verfügung. Der Ahlen Här hatte immer kreative Mitglieder, die sich teilweise zu Baugruppen zusammen-schlossen, aber auch als Einzelkämpfer ein lokalpolitisches Thema aussuchten und entsprechend persiflierten. Auch der Prinzenwagen musste jedes Jahr neu gebaut werden, und das immer vom amtierenden Dreigestirn. Diese Arbeit in kalten und zugigen Scheunen hat immer viel Spaß gemacht. Der Körper wurde mit Korn warm gehalten, und wenn auch die Farben und Hände oft klamm und gefroren waren, so mochte die vielen Stunden der Bauzeit keiner vermissen. Denn es gab immer hervorragende Bauten mit Drehelementen und diffizilen Steuerungen. Auf den Wagen drehte sich der Sputnik um den Mond, in dem ein Mitglied saß und den Mann im Mond verkörperte. Wahrend der Umstellung der Landwirtschaft durch den Grünen Plan hatten einige Bauern einen Goldesel in Übergröße drehbar auf einen Wagen gebaut. Darin lag ein Mann, der auf der einen Seite Schokoladen-Goldtaler hatte und auf der anderen „Päädsäppel“. Durch den Sehschlitz erkannte er im Zochpublikum Personen, welche er leiden konnte, und die bekamen aus dem Hinterteil Goldtaler. Und was bekamen die Personen, die er nicht mochte? Der Rückgang der Landwirtschaft und auch die Vermarktung der Scheunen und Hallen führte dazu, dass Karnevalswagen nicht mehr gebaut werden konnten. Daher war die KG gezwungen, bestehende Fahrzeuge aus dem Umland anzumieten, die dann nicht dem Motto oder auch den Farben entsprachen. Ein glücklicher Umstand kam der KG Ahl Häre zu Hilfe. Rainer Kluck, Besitzer einer Umweltlogistik- und Containerfirma, schenkte der KG eine Leichtbauhalle von 15 x 25 m, und der Unternehmer Rolf Klug überließ dazu das entsprechende Grundstück. Dies führte zu einem enormen Aufschwung bei den Wagenbauern. Die KG besitzt heute 12 große Festwagen für alle ihre Abteilungen und 7 Traktoren. Das alles muss natürlich gepflegt und instandgehalten werden, und alle Fahrzeuge werden jährlich vom TÜV auf ihre Tauglichkeit untersucht. Der AK-Zug beschäftigt sich das ganze Jahr mit der Organisation des Veilchendienstags-Zuges. Dabei gelten immer höhere Sicherheitsstandards, und die Verantwortung wächst. Und nicht nur das. Die Kosten eines Zuges steigen jährlich, und wir sind dankbar, dass so viele Pulheimer Gruppen und Vereine mitmachen und den Zug beleben. So kam es beim Zoch 2017 zu einer Rekordbeteiligung von 51 Gruppen, 1623 Zugteilnehmern, 195 Wagenengeln, 17 Festwagen und 6 Musikkapellen.

Arbeitskreis Besen/Raumgestaltung

Seit ihrer Gründung hat die KG Mitglieder gehabt, die für die Bühne, den Aufbau des Elferratstisches, die Dekoration des Saales sowie weitere viele Details zuständig waren. In den Anfängen war es der Mitgründer und Schreinermeister Mathias Nöthen in Zusammenarbeit mit Hyazinth Thomas, der jeden gezogenen krummen Nagel wieder gerade kloppte und wiederverwendete. Ihnen folgten Hans Steinhauer und viele Jahrzehnte Johannes Mohr. Im alten Hubertushof waren die Bühnenbauer in schlechten Zeiten auch für die Organisation der Briketts (auch fringsen genannt) zuständig. Und doch wurde der Saal nicht immer warm. Heute haben es die Jungs vom AK-Besen, bis 2018 unter der Leitung von Thomas Duda und Ludolf Nacken, es im Dr. Hans Köster-Saal sicherlich einfacher, dafür müssen allerdings auch hier immer mehr Details und Auflagen beachtet werden. Außerdem führt die KG im Schnitt 23 Veranstaltungen im Jahr durch, auch in der Wagenbauhalle und anderen Örtlichkeiten, deren Vorbereitungen ebenfalls zu dem Aufgabengebiet gehören. Dies sind u. a. die unbekannten und oft ungenannten Helfer, unsere Arbeitsbienen, ohne die die Veranstaltungen nicht möglich wären.

Oldtimer Freunde Ahl Blech, gegr. 2011

Glückliche Umstände führten dazu, dass aus einer Privatveranstaltung eine neue Abteilung entstand. Helmut Dopheide bat Norbert Rohde um Unterstützung für eine Oldtimer-Ausfahrt und -Ausstellung. Da beide feststellten, dass Ahl Häre und Ahl Blech gut zusammenpassten und beide von der gegenseitigen Unterstützung nur profitieren könnten, wurde die Abteilung gegründet und in die Ahl Häre Familie integriert.

70 Dreigestirne hat die KG Ahl Häre im Laufe ihrer 90jährigen Geschichte im Pullemer Fasteleer gestellt, deren Verdienste in diesem Zusammenhang nicht gewürdigt werden konnten. Dazu kommen noch 28 Kinderdreigestirne, Kinderprinzen und –prinzessinnen, die In eindrucksvoller Art und Weise den Kinderkarneval repräsentiert haben. Wie eingangs bereits erwähnt, möchte ich zum Schluss nochmal die wehmütige Feststellung treffen, dass vieles noch erwähnenswert gewesen wäre und dass es viele Ereignisse vor und hinter den Kulissen gab, die noch im Detail für den Leser interessant gewesen wären. Dafür haben wir im Jubiläumsjahr 2002 zum 75jährigen eine Chronik von 500 Seiten aufgelegt, und auch darin ist leider vieles nicht erfasst. Bedanken möchten wir uns bei vielen Mitbürgern, die in all den Jahren dem Pullemer Brauchtum stets verbunden waren und durch ihre Unterstützung zum Erhalt und Ausbau der KG Ahl Häre beigetragen haben. Wir erwarten wahrscheinlich noch in diesem Jahr die Aufnahme unseres 500. Mitgliedes.

Pulheim im Jahre 2017

Norbert Rohde/Präsident

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